Freie Bürger Wertheim - Treffen mit dem Seniorenbeirat - Schließung des Krankenhauses ist eine Katastrophe vor allem für die älteren Mitbürger

Zu einem Austausch mit dem Seniorenbeirat der Stadt Wertheim, kamen am Mittwoch dieser Woche zahlreiche Kandidaten und Mitglieder der Freien Bürger in Vockenrot zusammen.
Wie FBW-Vorsitzender Marcus Götz zu Beginn erläuterte, solle vor allem das Kennenlernen des Beirats und seiner Tätigkeit im Mittelpunkt des Abends stehen.
Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Gerald Strauß und Walter Ruf stellte Jürgen Küchler die Arbeit des Seniorenbeirats vor.

Zielgruppe des 2012 als beratendem Gremium ins Leben gerufenen Beirats seien, so Küchler, die „mobilen Alten“ in Wertheim und seinen Ortschaften. Hierunter seien jedoch nicht nur die Einwohner zu verstehen, sondern auch die zahlreichen Touristen und Besucher der Stadt.
Dem Seniorenbeirat geht es dabei hauptsächlich darum, den Seniorinnen und Senioren eine Stimme zu geben und für Verbesserung in deren Lebensumfeld einzutreten.

Fünf Punkte habe sich der Beirat daher auf die Fahne geschrieben. Am meisten brennt dem Beirat die Tatsache unter den Nägeln, dass es in Wertheim zu wenige bezahlbare und seniorengerechte barrierefreie Wohnungen gebe. Daneben fehle es in der Innenstadt an gut erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten für Dinge des täglichen Bedarfs. Besonders schlimm sei es auf den Ortschaften, da dort Einkaufsmöglichkeite nahezu komplett fehlen. Man sei gespannt, wie der Tante-M-Laden in Reicholzheim angenommen werde. Die vorhandenen Geschäfte wurden kürzlich teilweise auf ihre „Seniorentauglichkeit“ getestet. Hierbei geht es hauptsächlich um barrierefreien Zugang, Handläufe, Toiletten oder die Möglichkeit, sich mittels einer Klingel am Eingang Hilfe beim Zutritt verschaffen zu lassen. Dieser Test, so Walter Ruf, sei überwiegend positiv ausgefallen und soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.

Auf Anregung des Seniorenbeirats wurden in den letzten Jahren auch vermehrt "Rollatorspuren“ in der Innenstadt gebaut, um das oft holprige Pflaster besser begehbar zu machen. Leider komme der Ausbau aber nur langsam voran, da dieser, so Küchler, nur bei ohnehin anstehenden Pfasterarbeiten parallel miterledigt werde. Besonderes katastrophal sei die Situation in der Rittergasse bis zum Rathaus, die für gehbehinderte Menschen eigentlich gar nicht benutzbar sei.

Kritik übte er an den Treppenanlagen auf dem Wartberg. Hier sei vor Jahren eine Studie erstellt worden mit dem Ziel, die Begehbarkeit zu verbessern. Diese sei jedoch in der Schublade verschwunden und von den damals angeregten Punkten nichts umgesetzt worden.

Da die Senioren Dank der e-Bikes immer mobiler würden, stünden auch die Radwege im Fokus des Beirats. Leider kümmere man sich in Wertheim ausschließlich um die Radwege an Tauber und Main. Ansonsten gebe es im Gebiet der Großen Kreisstadt nahezu keine Radwege und auch beim Aus- oder Neubau von Straßen würden Radwege nie mitgedacht. Insbesondere bei der Erschließung des „Kaufland-Areals“ sei an Radwege oder zumindest Radspuren überhaupt nicht gedacht worden, kritisierte Jürgen Küchler. In diesem Zusammenhang bedauerte er auch, dass es bis heute, im Gegensatz zu manchen Gemeinden in der bayerischen Nachbarschaft, keinen Stadtbus gebe, mit dem beispielsweise das Kaufland oder die Burg auch für Senioren erschlossen werden könnten.

Ein weiterer Brennpunkt für den Seniorenbeirat stelle selbstverständlich die Gesundheitsversorgung dar. Die Schließung des Krankenhauses sei insbesondere für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger eine absolute Katastrophe. Die Politik müsse sich, auch angesichts des Sterbens der Hausarztpraxen, nun massive Gedanken über die Zukunft der Notfallversorung in Wertheim machen.

Bezüglich des gesellschaftlichen Engagements, der Kitt der Gesellschaft, so Jürgen Küchler, äußerte er sein Bedauern, dass sich nicht mehr Seniorinnen und Senioren stärker ehrenamtlich einbringen würden. Man suche sich als Beirat seine Themen daher meist selbst, da wenig Feedback aus der Bürgerschaft komme. Zu älteren Migranten oder Russlanddeutschen habe man bis heute leider gar keinen Zugang gefunden. Der Beirat habe einige Initiativen gestartet, die gut angenommen würden. So beispielsweise die Seniorenmesse, Spielenachmittage, den Bücherschrank auf dem Wenzelplatz oder EDV-Kurse. Das beliebte Erzählcafe konnte wegen Personalschwierigkeiten bei den Johannitern leider nicht fortgesetzt werden.

Der Beirat befürchtet, dass aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr Vereine keine Zukunft haben würden. FBW-Kandidat Carsten Schmidt aus Reicholzheim forderte in diesem Zusammenhang, die Vereinsförderung aufrecht zu erhalten und diese auch künftig finanziell durch die Stadt zu unterstützen.

Auf Nachfrage aus den Reihen der Freien Bürger erläuterte Jürgen Küchler, dass die Seniorenarbeit auf den Ortschaften überwiegen gut funktioniere. Man organisiere sich dort selbst, und das sehr erfolgreich. Man sei daher überwiegend in der Stadt und den Stadtteilen aktiv. Immerhin gebe es in Wertheim über 7.000 Bürgerinnen und Bürger, die älter als 65 Jahre sind. Für diese versuche man Sprachrohr zu sein, stoße aber auf zu wenig Resonanz.

Songrit Breuninger wollte in diesem Zusammenhang wissen, wo der Beirat seine knapp 70 Mitglieder rekrutiere. Dies, so Küchler, ergebe sich meist bei Veranstaltungen oder über den Freundeskreis. Angesichts der großen Zahl der Senioren kämen aber zu wenige neue Mitglieder hinzu.

Im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorung entspann sich eine Diskussion über die Möglichkeiten der Telemedizin. Stadtrat Manfred Busch erläuterte dies am Beispiel eines Modells in Mecklenburg-Vorpommern. Dort könne die schlechte ärztliche Abdeckung in der Fläche teilweise gut aufgefangen werden. Auch Jürgen Küchler sah in der Telemedizin einen Ansatz, um die Versorgung zumindest etwas zu verbessern. Wie Busch erläuterte, gebe es im Kreis aus Sicht der kassenärztlichen Vereinigung ausreichend Hausarztpraxen. Er kritisierte diese Betrachtungsweise, da es keinem Wertheimer helfe, wenn es in Bad Mergentheim genügend Hausärzte gebe. Die Betrachtung einer solch großen Raumschaft helfe den Wertheimerinnen und Wertheimer überhaupt nicht in ihrer derzeitigen Situation.

Marcus Götz wollte wissen, wie der Seniorenbeirat die Versorgung mit Pflegeplätzen in Wertheim einschätze. Diese seien, so Walter Ruf, zumindest rechnerisch in ausreichender Zahl zur Verfügung. Natürlich käme es immer wieder einmal zu Wartelisten; insgesamt stünden aber genügend Tages-, Kurz- und Langzeitpflegeplätze zur Verfügung. Allerdings sei der Bedarf aufgrund der Demografie stetig wachsend. Bei den ambulanten Pflegediensten sei die Personalsituation teilweise jedoch recht angespannt.

Zum Abschluss wies Walter Ruf noch auf die „Vorsorgemappe“ hin, die der Kreisseniorenbeirat zusammengestellt habe. Diese Mappe enthalte viele wichtige und rechtlich relevante Informationen für den Vorsorgefall und sei auf der Stadt und den Ortsverwaltungen erhältlich.